Der Treffpunkt im Bahnhof Bern für die Weiterfahrt nach Kerzers brauchte gute Nerven, traf doch der Hauptharst der Gruppe wegen der knappen Umsteigezeit erst in letzter Minute ein.
In Avenches grüsste das stolze Städtchen von seinem Hügel. Wir widmeten uns zuerst den gepflegten Ruinen von Aventicum, der Hauptstadt des römischen Helvetiens, welche bei Beginn unserer Zeitrechnung 20'000 Einwohner zählte. Der Link Aventicum - Home führt zur umfassenden Internetseite der Anlagen und des Museums (nur 1. Seite französischer Text). Wir starteten mit den Thermen, die durch ein Dach vor der Verwitterung geschützt sind und stiegen dann zum Osttor und den Überresten der Stadtmauer auf. Über eine unbeleuchtete Treppe konnten wir auf den Tornallazturm steigen und die Aussicht auf die weitere Umgebung geniessen.
Auf dem Weg zum Theater kamen wir an einer grossen Haselnussplantage vorbei. Das Freilufttheater fasste 12'000 Plätze. Es folgte das Cigognier Heiligtum, dessen Tempel eine Grundfläche von 42 x 27m aufwies. Der neuzeitliche Name beruht auf dem Storchennest (Storch französisch cigogne) auf einer der erhaltenen Säulen, das bei der Restaurierung der Säule entfernt wurde.
Das Amphitheater am Fusse des Städtchens fasste bis 16'000 Sitzplätze, dargeboten wurden u.a. Tier- und Gladiatorenkämpfe. Das aufgebaute turmartige Gebäude wurde im 11. Jh. vom Bischof von Lausanne gebaut und dient seit 1838 als Römermuseum. Auf einer kurzen Schleife durch die malerische Altstadt sahen wir zahlreiche historische Gebäude wie Stadthaus, Kirche und Schloss sowie einen grossen Spielplatz ausserhalb der Stadtmauern.
Nach einem sachten Abstieg Richtung Westen folgten wir ein längeres Stück der Bahnlinie, bevor wir in das Landwirtschaftsgebiet abzweigten und einem Bächlein entlang die Autobahn A1 unterquerten. Bald erreichten wir das riesige Gelände des Pferdezentrums: Das 1899 gegründete Schweizer Nationalgestüt ist das Kompetenzzentrum für die Haltung, Zucht und Forschung einhufiger Tiere und die Förderung der Freiberger Rasse. 2000 wurde der Rennbetrieb in das IENA (Institut Èquestre National Avenches) ausgegliedert. Es umfasst Trainings- und Wettkampfstätten für alle Pferdedisziplinen inklusive eine grosse Reitsporthalle.
Dort ist auch das Restaurant untergebracht wo wir das Mittagessen einnahmen. Dank rassigem Service blieb uns noch Zeit für einen kleinen Spaziergang, bevor wir zum vorgezogenen Schlusstrunk ins Restaurant zurückkehrten, da in der Nähe des Bahnhofs vor der Zugabfahrt kein Restaurant offen war! Dann konnte ich den Teilnehmenden endlich die Überraschung zu meinem halbrunden Geburtstag eröffnen: Ich hatte für die Rückkehr zum Bahnhof ein Pferdefuhrwerk reserviert. Den erreichten wir in gemütlichem Tempo rechtzeitig und teilweise über morastige Feldwege. Ein toller Abschluss unseres Wanderjahres. Meine Rückkehr dauerte dann eine Stunde länger, da der vorgesehene IC5 ab Yverdon wegen Türproblemen ausfiel!
Der Tourenleiter:
Rolf Vogt, Erde